Small g - eine Sommeridylle by Highsmith Patricia

Small g - eine Sommeridylle by Highsmith Patricia

Autor:Highsmith, Patricia [Highsmith, Patricia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 9783257606317
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-06T00:00:00+00:00


[243] 18

Das Klingeln des Telefons weckte Rickie kurz vor acht am nächsten Morgen. Luisa sagte: »Rickie, tut mir leid, wenn ich so früh schon störe. Ich rufe vom Eclair an. Bin beim Einkaufen. Gestern abend, als Renate weg war, hab ich mit Teddy gesprochen.«

»Und?«

»Seine Mutter will, daß er nicht mehr nach Außersihl kommt. Das ist das eine.«

»Hätte ich dir vorher sagen können. Hat Frau Stevenson mit der Polizei gesprochen?«

»Ja. Sie hat erreicht, daß zwei Beamte zu ihr gekommen sind und sich die Eisenstange angeschaut haben. Und sie hat ihnen gesagt, wo ich sie gefunden habe. Anscheinend wohnt in dem Haus zur Zeit niemand, oder die Leute sind verreist. Die Polizisten wollten Anwohner zu Fremden im Viertel befragen.«

Rickie runzelte die Stirn. »Weißt du, was die Polizei jetzt unternehmen will?«

»Nein, keine Ahnung. Teddy sagte, wenn er was wüßte, würd er's dir sagen. Rickie, ich mache jetzt lieber Schluß.« Sie legte auf.

So, so, Teddy durfte also nicht mehr ins Viertel kommen, jedenfalls sicher nicht mit Mamas Wagen und vielleicht nicht [244] einmal zu Fuß. Doch die Liebe würde einen Weg finden, so wie immer.

Rickie legte sich wieder ins Bett, er wollte noch eine Stunde schlafen. Lulu sprang hinauf zu ihm, streckte ihre rosa Zunge in die Luft, legte sich auf die Decke und schloß die Augen. Auf dem Bettbezug war ein dunkelroter, kreisrunder Fleck, so groß wie ein Fünffrankenstück: Teddys Blut.

Wieder weckte ihn das Telefon.

»Dorrie Wyss.« Sofort sah Rickie sie vor sich, ein Clown in roter Weste mit kurzem blondem Haar. »Hab heute nacht versucht, dich zu erreichen. Na, wie geht's unserm lieben Kleinen?«

Ihn meinte sie bestimmt nicht. »Dem lieben Kleinen geht's gut. Er ist jetzt zu Hause und wird von Mami versorgt.« Dorrie war noch so spät im Small g gewesen, daß sie Teddy verletzt hinten auf der Terrasse hätte liegen sehen können, das wußte er noch.

»Und Luisa?«

»Sie rief vorhin an – Teddys Mutter läßt ihn nicht mehr nach Außersihl.«

»Kann ich verstehen. Rickie, mir kam da eine Idee: Könnten wir nicht Teddy besuchen? Du und Luisa und ich? Mit einem Blumenstrauß? Gibst du mir seine Nummer? Ich kann ja anrufen. Ich nehme an, du kannst oder besser solltest vielleicht lieber nicht.« Sie lachte auf. »Ich habe ja mein BMW-Coupé. Könnte irgendwann nach fünf vorbeikommen und euch beide mitnehmen.«

Sie planten das Vorgehen: Rickie würde irgendwie Luisa benachrichtigen. Dorrie konnte vor dem Small g oder in [245] der Nähe parken, vorher würde sie Frau Stevenson anrufen und fragen, ob sie gegen sechs Teddy besuchen könne. Rickie notierte sich Dorries Nummer bei der Arbeit; sie sagte, die Nummer seines Ateliers habe sie.

Nachmittags verließ Rickie vor fünf schon sein Atelier, damit er zu Hause noch duschen konnte. Danach zog er sich um: schwarze Hose, sein gelbes Jackett, das noch sauber war, ein weißes Hemd. Kein Schlips, aber ein gutes Seidenhalstuch.

»Lebe wohl, liebe Lulu. Bin ja spätestens um acht schon zurück.« Andererseits, warum sollte er sie nicht mitnehmen? Sie konnte in Dorries Wagen bleiben, während sie Teddy besuchten. Ihr machte das nichts aus.

Dorries glänzend schwarzes BMW-Coupé parkte nicht weit vom Small g, als Rickie dort um fünf vor halb sechs ankam.



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